top of page

Kindeswohl im Zentrum: Wie Gerichte es definieren und prüfen

  • Autorenbild: TrueDads Deutschland
    TrueDads Deutschland
  • 2. Sept.
  • 2 Min. Lesezeit

Wenn Eltern sich trennen oder scheiden, steht ein Begriff immer im Mittelpunkt: das Kindeswohl. Doch was genau verbirgt sich dahinter? Und wie stellen Gerichte sicher, dass ihre Entscheidungen tatsächlich dem Wohl des Kindes dienen?


Gesetzliche Grundlage: § 1697a BGB

Das Kindeswohl ist keine abstrakte Idee, sondern ein rechtlicher Maßstab. § 1697a BGB legt fest:

„Bei der Entscheidung des Familiengerichts ist maßgebend, was dem Wohl des Kindes am besten entspricht.“

Damit wird das Kindeswohl zur obersten Richtschnur in allen Fragen des Sorgerechts, Umgangsrechts und der elterlichen Verantwortung.


Kriterien zur Bestimmung des Kindeswohls

Da das Gesetz keine abschließende Definition liefert, haben Gerichte und die Rechtsprechung Leitlinien entwickelt. Häufig wird dabei auf folgende Kriterien zurückgegriffen:


  1. Förderprinzip– Welche Eltern- oder Bezugsperson kann am besten für die körperliche, geistige und emotionale Entwicklung des Kindes sorgen?

  2. Kontinuitätsprinzip– Stabilität und Verlässlichkeit sind für Kinder entscheidend. Bestehende Lebensumstände und Bindungen sollen möglichst erhalten bleiben.

  3. Bindungstoleranz– In welchem Maß ist ein Elternteil bereit, den Kontakt des Kindes zum anderen Elternteil zu fördern und nicht zu behindern?

  4. Wille des Kindes– Je älter und reifer ein Kind ist, desto stärker fließt sein geäußerter Wunsch in die gerichtliche Entscheidung ein.

  5. Schutz vor Gefährdung– Liegt eine Kindeswohlgefährdung (§ 1666 BGB) durch Vernachlässigung, Misshandlung oder psychische Belastung vor, muss das Gericht zum Schutz des Kindes einschreiten.


Psychologische Grundlagen

Entwicklungspsychologische Forschung zeigt:

  • Kinder brauchen verlässliche Bindungen, um gesund aufzuwachsen.

  • Häufige Beziehungsabbrüche oder instabile Lebenssituationen wirken sich negativ aus.

  • Eine gesunde Entwicklung gelingt am besten, wenn das Kind emotionale Sicherheit erfährt und seine Bedürfnisse ernst genommen werden.


Gerichte greifen deshalb zunehmend auf psychologische Sachverständigengutachten zurück, um Bindungen, Erziehungsfähigkeit und das emotionale Erleben des Kindes besser einschätzen zu können.


Praxis: Wie Gerichte prüfen

In der Praxis umfasst die Kindeswohlprüfung oft mehrere Schritte:

  • Gespräche mit Eltern und Kindern (Anhörungspflicht ab 14 Jahren, häufig auch schon früher).

  • Stellungnahmen des Jugendamts, das die Situation im familiären Umfeld beurteilt.

  • Gutachten durch Fachpsychologen, wenn die Situation komplex ist.


Das Gericht wägt alle Faktoren gegeneinander ab und trifft eine Entscheidung, die dem individuellen Kind am meisten gerecht wird – nicht unbedingt den Vorstellungen der Eltern.


Fazit

Das Kindeswohl ist kein starres Konstrukt, sondern ein dynamisches Leitprinzip. Es verbindet juristische Vorgaben mit psychologischer Erkenntnis. Für Eltern bedeutet das: Im Mittelpunkt aller Überlegungen sollte nicht stehen, „wer mehr Recht hat“, sondern was dem Kind Sicherheit, Stabilität und gesunde Entwicklung ermöglicht.

 
 
 

Kommentare


True Dads Deutschland - Initiative für Bindung und Kindeswohl

©2025 von True Dads Deutschland

bottom of page